Nachruf für Dr. Karl Geck
Gründer der Free Clinic Heidelberg
Von einem Freund haben wir die Nachricht erhalten, dass Dr. Karl Geck (Chuck) in der vergangenen Woche gestorben ist. Er war ein alter Weg-Gefährte.
Karl war ein mutiger, visionärer Mensch, der mit der bisherigen gesellschaftlichen Entwicklung unzufrieden war und etwas ändern wollte. Im Frühjahr 1972 hatte er die Free Clinic in Heidelberg gegründet, um drogengefährdeten Jugendlichen schnelle und unbürokratische Hilfe geben zu können. Dabei ging es ihm nicht nur um medizinische Versorgung, sondern auch um den Willen zur Ehrlichkeit, Verantwortung und Solidarität.
Kennen gelernt hatten wir uns im September 1972. Bereits während meiner Studienzeit in Berkeley hatte ich verschiedene Methoden der humanistischen Psychologie kennengelernt und Encounter-Gruppen, im Rahmen der Universität, geleitet. Als ich im Frühjahr 1972 nach Heidelberg kam, bot ich hier ebenfalls Encounter-Gruppen an. Karl hatte bereits von den, vor allem in den Vereinigten Staaten und in den Niederlanden entstehenden „Human-growth“ Centers gehört. Er fragte mich, ob ich bereit wäre in der Free Clinic, parallel zur Praxis ein Gruppenprogramm, in dem diese neuen Methoden stattfinden und neue Gruppenleiter ausgebildet werden könnten, aufzubauen. Ich nahm dieses Angebot gerne an, gleichzeitig zog ich in die WG nach Wieblingen, wo die Free-Clinic MitarbeiterInnen gemeinsam ein Haus bewohnten, mit dem Wunsch eine neue, alternative Form des Zusammenlebens auszuprobieren.
Karl war ein Visionär auf der Suche nach „ Möglichkeiten eines anderen, befriedigenderen Modus des menschlichen „Lebens-Zusammenlebens-Zusammenarbeitens“. Erst als Julia und ich 1975 nach Jagsthausen zogen, haben wir uns nur noch sporadisch getroffen, auf Festen von gemeinsamen Freunden oder bei Veranstaltungen. Das letzte mal sahen wir uns auf seinem 70. Geburtstag. Karl war ein großartiger, engagierter Mensch, der hellhörig war für neue gesellschaftliche Bewegungen und der sich auch selbst immer wieder in Frage stellte. Ich habe ihn sehr geschätzt und gemocht und bin traurig, dass er gegangen ist. „Der Garten wird leerer“.
Jeff
Sinsheim im September, 2018